Zuerst das Grundstück, …
Wie beginnen normalerweise neue Projektgruppen mit ihrem Vorhaben, ein gemeinschaftliches Wohnprojekt zu realisieren? Sie suchen sich Gleichgesinnte und planen gemeinsam, wie ihr Leben im neuen Projekt aussehen soll. Das macht Spass und die gemeinsame Vision verbindet. Wenn es dann losgehen soll, fehlt allerdings oft das Grundstück, das sich alle wünschen. Das Wohnprojekt Wolke 51 ist einen anderen Weg gegangen.
Wolke 51 ist das erste selbst verwaltete Wohnprojekt dieser Größe in Bremen-Nord. Es wurde 2021 fertiggestellt und bezogen. Vier Jahre zuvor gründete Joachim Böhm, Geschäftsführer der Plan A Wohnprojekte GmbH, eine Kommanditgesellschaft und war am Anfang der einzige Gesellschafter im Unternehmen. Er sicherte mit dem Wissen, dass es viele Menschen gibt, die gemeinschaftlich wohnen wollen, zuerst das Grundstück. Der Kaufvertrag wurde geschlossen und das Bebauungskonzept für die optimale Ausnutzung der Baufläche wurde erstellt.
… dann die Bewohner*Innen
Jetzt ging es darum Menschen zu finden, die im Tauwerk-Quartier gemeinschaftlich leben wollten. Und das gelang. Zunächst kamen zwei Paare in die Runde und Schritt für Schritt wurde die Gruppe größer. Der zukünftige Wohnort stand bereits fest, die grundlegende Planung war fertig. Darüber musste nicht mehr diskutiert werden.
Alle konnten gemeinsam mit dem Architekten ihre Wohnwünsche in die Planung einbringen. In regelmäßigen Sitzungen entwickelten sie ihr gemeinsames Bild vom Leben im Haus. Ein Gemeinschaftsraum für interne Veranstaltungen und Parties mit Zugang zum Garten war schon vorgesehen. Jetzt kamen eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und eine große Photovoltaikanlage auf dem Dach hinzu. Diese Maßnahmen ergaben schließlich einen Energiestandard auf höchstem Niveau: KfW 40 Plus.
Der Weg bis zum Einzug
Natürlich gab es Höhen und Tiefen. Die Projektmitglieder lernten sich besser kennen und die Atmosphäre im Projekt fühlte sich gut an. Jede Partei hatte eine passende Wohnung in Aussicht.
Aber mit dem Bau kamen, wie so oft, auch die ersten Stolpersteine. Die Baugrube für den Keller war zu groß ausgehoben worden und es musste geklärt werden, wer für die Kosten aufkommt. Der Prüfstatiker versank in Aufträgen und lieferte die geprüfte Statik so spät, dass das Unternehmen eine Zeit lang nicht weiter bauen konnte. Als die vorgefertigten Fassaden-Elemente auf die Baustelle kamen, fiel auf, dass eine Türschwelle zu hoch war. Kleine und größere Dinge beschäftigten den Architekten und die Gruppe immer wieder. Letztendlich wurden aber alle Unregelmäßigkeiten beseitigt und das Haus fertiggestellt.
In den regelmäßigen Sitzungen gab es Informationen zum Baufortschritt und die notwendigen Entscheidungen mussten getroffen werden. Welche Farben sollte die Fassade bekommen, welche Bereiche sollen in Holz, welche in Putz ausgeführt werden? Das war ein beispielhafter Prozess, der gezeigt hat, dass ein für alle tragbares Ergebnis nur dann zu Stande kommt, wenn sich Menschen zurücknehmen können und nicht auf Biegen und Brechen an ihrer Meinung festhalten. Das Ergebnis kann heute jeder sehen, der ins Tauwerk-Quartier kommt.
Für solche Prozesse haben wir die Methode des systemischen Konsensierens genutzt. Dadurch gab es keine Gewinner und Verlierer, das Ergebnis war schließlich immer eine Entscheidung, die den geringsten Widerstand der Gesamtgruppe hatte.
Im Frühjahr 2021 sind Einzelpersonen, Paare und Familien in das neue Haus eingezogen und leben jetzt gemeinschaftlich. Projekt-Homepage